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12.06.2023

Hegering Buchholz - Unsere Passion: Kitzrettung

Es ist Ende Mai, 3:00 Uhr nachts: rumpelnd fahren im nördlichen Niedersachsen einige Wagen langsam ausgehöhlte Feldwege in der Dunkelheit entlang. Das sind die Kitzretter des Hegerings Buchholz auf dem Weg zu ihrem ersten Einsatz an diesem Morgen. Sie treffen sich, um Leben zu retten.

Nebel steigt von den taunassen Feldern auf, zu hören sind nur die ersten zwitschernden Vögel. Zwei der gut gelaunten Frühaufsteher bereiten schon den Start der Drohne „Rehnate“ vor, während die anderen die Klappkisten aus den Autos holen und sich zu Bodenteams finden. Kurze Geländebesprechung, Festlegung von strategisch günstigen Positionen, Verteilen der Funkgeräte und dann steigt auch schon „Rehnate“ mit einem Surren hoch in den Nachthimmel. Mit ihren bunten Lichtern ist sie gut in der Dunkelheit zu sehen. Zeitgleich brechen die motivierten Bodenteams - ausgerüstet mit Handschuhen, Funkgeräten, Taschen-/Stirnlampen sowie Gummistiefeln - zu den zuvor vereinbarten Strecken (Absuchen unter den Bäumen) oder den Wartepositionen auf dem Feld auf. Wer unter Bäumen sucht, läuft mit seinem Team in engen Reihen oder versetzten Zickzack-Linien langsam die Baumkante ab, den Blick konzentriert nach unten in den Lichtkegel seiner Lampe gerichtet. Das Team, das sich strategisch günstig aufstellt, stapft durch das hüfthohe nasse Gras zu seiner Ausgangsposition und beobachtet plaudernd „Rehnate“.

Dann knackt das Funkgerät, die Gespräche verstummen und die Stimme der Drohnenpilotin vermeldet die Sichtung der ersten Wärmesignatur. Bewegung kommt in eines der Bodenteams. Das, das am dichtesten dran ist, geht zu „Rehnate“. Angeleitet durch die Drohnenpilotin nähert sich die Gruppe leise und bedacht der Stelle unter der Drohne. Vorsichtig streicht einer der Kitzretter im Schein seiner Lampe das hohe Gras auseinander, während ein anderer die Kiste aufklappt und mit abgerissenen Gräsern und Halmen polstert.

Vorsichtig aber entschlossen und mit vielen Grasbüscheln in den behandschuhten Händen, wird das leichte Kitz aufgehoben und in die vorbereitete Kiste gesetzt. Die mit Deckel und Spanngurt gesicherte Kiste wird dann abseits unter Büschen und Bäumen vor der bald aufgehenden Sonne, aber auch vor den Blicken etwaiger Spaziergänger oder Hundebesitzer, versteckt abgelegt. Dieses Kitz haben wir heute gerettet.

Einer der Kitzretter bestimmt den Standort der Kiste per WhatsApp und sendet ihn in die WhatsApp- Gruppe des Suchteams, damit der „Pate“, der sich in der Regel schnell findet, das Kitz in enger Absprache mit dem Landwirt sofort nach der Mahd wieder in die Freiheit entlassen kann. Die Ricke wartet schon auf diesen Moment, holt das Kitz bald danach ab und bringt es an einen geschützten Ort in Sicherheit.

Drohne „Rehnate“ zieht weiter ihre Bahnen, und die Teams warten einsatzbereit auf das nächste Knacken aus dem Funkgerät ...

Gerade dieses Wochenende hat uns noch einmal richtig gefordert, denn wir waren jeden Tag ab 3 Uhr im Einsatz und konnten viele Rehkitze und Junghasen sichern. Nach aktuellem Stand haben wir im Bereich des Hegeringes Buchholz bereits 47 Rehkitze und 8 Junghasen auf insgesamt ca. 260 ha Mähflächen sichern können. Das geht nur mit einem hohen persönlichen Einsatz jedes einzelnen Kitzretters und ist umso bemerkenswerter, weil wir alle ehrenamtlich arbeiten.

Persönliches Fazit:
Oft ist das Kitz wirklich unsichtbar, bis die Halme an der richtigen Stelle zur richtigen Seite gestrichen sind. Dann fällt der Blick plötzlich auf das kleine, zusammengerollte Kitz, das ganz still mit seinen riesigen dunklen Augen und großen Lauschern auf seinem Platz liegt.

Es ist doch überraschend, wie gut die Tarnung seines braunen Fells mit den hellen Punkten im Grün des Feldes funktioniert. Wie dicht man neben dem Kitz stehen kann und es dennoch nicht sieht. Die Einfachheit, mit der sich das Kitz meist aufnehmen lässt, erstaunt mich immer wieder und macht mir deutlich, dass es wirklich nicht vor Gefahren fliehen wird. Schließlich muss ich für das Kitz wie eine Bedrohung wirken, bin ich doch laut bei der Annäherung, deutlich größer als Artgenossen und beuge mich dann noch mit Greifern drüber. Es ist ein absolut großartiges und langanhaltendes Gefühl, dieses Kitz vor einem Mähwerk gerettet zu haben.

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